„Im Wintersemester 2023/24 hatte ich die Möglichkeit, ein Kontaktstudium an der Universität Münster zu absolvieren. In diesen vier Monaten habe ich viele gewinnbringende Veranstaltungen besuchen können. Münster bildet als eine von zwei Universitäten angehende Lehrer:innen im Fach Islamischer Religionsunterricht aus. Daher war das „Zentrum für Islamische Theologie“ (ZIT – https://www.uni-muenster.de/ZIT/Zentrum/index.html) ein Schwerpunkt meines Gaststudiums.“, berichtet Thomas vom Scheidt. Im sog. Kontaktstudium wird die/der Pfarrer:in vom üblichen Dienst freigestellt für ein Studiensemester an einer Universität!
Ein Seminar mit Prof. Dr. Mouhanad Korchide (ZIT) und Prof. Dr. Reinhard Achenbach (Alttestamentler an der Ev. Theologischen Fakultät) fand in einer lohnenswerten Kooperation statt: „Qur’an und Hebräische Bibel“. In diesem Seminar wurden Surentexte und alttestamentliche Texte vergleichend gelesen. – Zwei Buchempfehlungen aus diesem Seminar möchte ich hier kurz vorstellen:
Abdel-Hakim Ourghi, „Die Juden im Koran. Ein Zerrbild mit fatalen Folgen“, 4. Auflage Januar 2024. In diesem Buch beschreibt Abdel-Hakim Ourghi, der „mit 23 Jahren als indoktrinierter Antisemit aus Algerien nach Deutschland kam“, welche schwerwiegenden Folgen eine undifferenzierte Betrachtung „der Juden“ im Koran hat. Der Islamwissenschaftler setzt sich intensiv mit dem frühen Antijudaismus des Koran auseinander und plädiert für eine „aufgeklärte Erinnerungskultur“, die die Geschichte des Islam mit dem Judentum kritisch aufarbeitet. In einer solchen kritischen Aufarbeitung sieht Ourghi den Schlüssel für ein friedliches Miteinander von Juden und Muslimen.
Das zweite Buch erzählt eine beeindruckende Lebensgeschichte: Edith Eva Eger, „In der Hölle tanzen. Wie ich Auschwitz überlebte und meine Freiheit fand“ aus dem Jahr 2019. Im Alter von 16 Jahren wurde Edith Eger 1944 aus ihrem Heimatland Ungarn nach Auschwitz verschleppt. Dort sah sie ihre Mutter in die Gaskammer gehen und musste vor Josef Mengele um ihr Leben tanzen. Sehr persönlich und eindrücklich beschreibt Eger in ihrem Buch wie sie die Grauen der Lager überlebte und sich danach in den USA ein neues Leben aufbaute. Dieses lebensbejahende Buch ist mehr als die außerordentliche Geschichte einer Holocaust-Überlebenden. Einer von Egers Lehrer in den USA war Victor E. Frankl, der sie stark geprägt hat. Wie Frankl in seinem Buch „… trotzdem Ja zum Leben sagen“ zeigt auch Edith Eger durch ihr persönliches Schicksal und anhand von Beispielen aus ihrer therapeutischen Praxis: Wir haben immer eine Wahl zu lieben ….
Ein durch und durch bewegendes, aber vor allem auch ermutigendes Buch.
Thomas vom Scheidt