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Zeitzeugin Henny Franks‘ 100. Geburtstag

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Happy Birthday, liebe Henny!

Henny Franks gehört zu den jüdischen Kindern, die mit den sog. Kindertransporten 1938/1939 nach England gerettet wurden. Am 29. Juni 2023 feierte sie ihren 100. Geburtstag in London – wir senden herzliche Glückwünsche und Grüße aus Köln, auch im Namen der rund 2.500 Schüler:innen in Köln und Region, die Henny in den letzten Jahren erleben durften. Seit 2014 ist Henny Franks auf Einladung des Schulreferates sechsmal in Köln gewesen, um von ihrer Lebensgeschichte und ihrer Rettung aus Nazi-Deutschland zu berichten – zuletzt war sie 2019 in Köln. Durch die Corona-Krise brach die Möglichkeit des Reisens ab – nicht aber der Kontakt zu Henny. Kurz vor ihrem 100. Geburtstag reisten wir (Familie Lemaire) mit der ganzen Familie nach London, um sie wiederzusehen und ihr zu gratulieren. Es war ein wunderbarer Nachmittag  in Edgware/London, wo Henny seit 65 Jahren wohnt. Auch ihre Freundin und Reisebegleiterin Epifania Byrne kam zum Wiedersehen dazu und Hennys Enkelsohn Phil.

Henny (Henriette) Franks wurde 1923 als ältestes Kind von Jakob und Helene Grünbaum in Köln geboren. Mit ihrer Schwester Grete, ihrem Bruder und den Großeltern lebte sie am Thürmchenswall in der Kölner Innenstadt. Sie besuchte die Jüdische Volksschule Lützowstraße in Köln und wollte anschließend eine Ausbildung auf einer Schule für Textiles Gestalten machen. Da sie als Jüdin nicht aufgenommen wurde, begann sie eine Lehre als Schneiderin. Im Februar 1939 gelangte Henny Grünbaum zusammen mit ihrer jüngeren Schwester in einem Kindertransport nach England. Ihre Mutter hatte durch Kontakte zu Dr. Erich Klibansky, dem Direktor des jüdischen Gymnasiums Jawne, erreicht, dass die beiden mit einem Jawne-Kindertransport ausreisen konnten. In London wurde Henny von der Familie ihres Onkel aufgenommen. Einige Jahre arbeitete sie als Schneiderin. Mit 19 Jahren ging sie zur Britischen Armee und wurde dort als Fahrerin eingesetzt. Während ihre jüngeren Geschwister ebenfalls in England den Krieg überleben konnten, flohen die Eltern von Henny Franks mit Kriegsausbruch zunächst nach Belgien, später nach Südfrankreich. Ihr Vater Jakob Grünbaum wurde in Südfrankreich verhaftet, nach Sobibor deportiert und ermordet. Hennys Mutter konnte erneut fliehen und gelangte zu Fuß über Italien in die sichere Schweiz. Nach Kriegsende trafen sich Henny und ihre Mutter in Brüssel wieder, später lebten sie in England. Henny Franks bekam mit ihrem Ehemann einen Sohn und eine Tochter. Inzwischen ist sie dreifache Großmutter. Sie lebt bis heute (2023) in London. Seit wir sie im Rahmen des Kindertransport-Projekts kennengelernt haben, besuchte sie regelmäßig Köln und erzählte Kindern und Jugendlichen aus ihrem Leben. (Aus: http://kindertransporte-nrw.eu/franks/franks_koeln_1.html)

Eine besondere Ehrung wurde Henny an ihrem 100. Geburtstag zuteil: Weil sie im 2. Weltkrieg in der Britischen Armee gedient hatte, erhielt sie nun endlich die Auszeichnung dafür, ein kurzes Video berichtet von dieser besonderen Ehrung.

Insgesamt wurden ca. 10.000 Kinder nach England gerettet – rund 130 durch den Schulleiter des damaligen jüdischen Gymnasiums Jawne in Köln (www.jawne.de). Im Lern- und Gedenkort Jawne erinnern wir an diese Rettungsgeschichten sowie an die über 1.160 jüdischen Kinder und Jugendlichen aus Köln, die deportiert und ermordet wurden. An vielen weiteren Orten wird an die Rettungsgeschichten der Kindertransporte erinnert, bspw. im Bahnhof Liverpoolstreet in London – dort kamen Kinder u.a. aus Tschechien an. Sie verdanken ihre Rettung vor allem Sir Nicholas Winton, der 2003 dieses Denkmal einweihte. Ein kurzes und sehr bewegendes Video zeigt das Wiedersehen des Retters, Sir Nicholas Winton, mit vielen, vielen „Kindern“, die ihm seine Rettung verdanken: https://youtu.be/6_nFuJAF5F0

Wer Interesse an der wichtigen und bewegenden Rettungsgeschichte der Kölner jüdischen Kinder hat, findet Informationen, einen Materialkoffer u.v.m. im Schulreferat – auch Workshops zu den Rettungsbiografien können gebucht werden! Wir freuen uns über Ihr Interesse! Kontakt: rainer.lemaire@ekir.de