Vom Himmel hoch, da komm ich her
Reformatorische Erkenntnis unter’s Volk gebracht

Der „Kinderlied auf die Weihnacht Christi“, wie es in Luthers Wittenberger Gesangbuch von 1529 übertitelt ist, ist eine Kontrafaktur zu einem Kranzsingelied aus dem 15. Jh. Kennzeichen der Kontrafaktur ist die bewusste Umdichtung eines weltlichen oder geistlichen Liedes, wobei der neue Text in irgendeiner Form an die Vorlage anknüpft. Der Reiz der Kontrafaktur beruht für die Sängerin/den Sänger auf dem Wissen um die Vorlage, da Veränderungen sich pointiert auf diesem Hintergrund abzeichnen.

Luthers Weihnachtslied Vom Himmel hoch, da komm ich her liegt das Kranzsingelied „Aus fremden Landen komm ich her“ zugrunde. Bei diesem Reigenspiel wird die beste neue Mär eines in den Kreis tretenden mit einem Kranz belohnt: „1) Mit Lust tritt ich an diesen Tanz/ Ich hoff, mir wird ein schöner Kranz/von einem schönen Jungfräulein darum will ich ihr eigen sein. 2) Aus fremden Landen komm ich her/und bring euch viel der neuen Mär …“

In der Neudichtung von Martin Luther wird nun diese neue Mär mit der guten Mär, nämlich der frohen Botschaft, dem Evangelium im Wortsinn identifiziert.

Hiltrud Stärk-Lemaire

 

1. Vom Himmel hoch, da komm ich her.
Ich bring’ euch gute neue Mär,
Der guten Mär bring ich so viel,
Davon ich singn und sagen will.

2. Euch ist ein Kindlein heut’ geborn
Von einer Jungfrau auserkorn,
Ein Kindelein, so zart und fein,
Das soll eu’r Freud und Wonne sein.

3. Es ist der Herr Christ, unser Gott,
Der will euch führn aus aller Not,
Er will eu’r Heiland selber sein,
Von allen Sünden machen rein.

Alle Strophen des Liedes finden Sie hier!