Friede auf Erden


Mein Freund Ralf ist Polizist. Streifendienst. Wechseldienst. Kontakt mit vielen Menschen. Blicke in manch menschlichen Abgrund. Ralfs Kinder sind erwachsen, Weihnachten hat er deshalb ziemlich viel Dienst zu leisten, Kolleginnen und Kollegen mit kleinen Kindern sollen ja bei ihren Familien sein dürfen. Kollegiale Solidarität.

Ralf ist in diesem Jahr besonders auf Weihnachten gespannt. Er ist kein Zyniker, er versteht sich als Realisten. Aus den vielen Jahren seines Dienstes verbindet er mit dem Stichwort „Weihnachten“ das polizeiliche Einsatzstichwort „Familienstreitigkeiten“.

Zu oft hat er in der Vergangenheit erlebt, dass zu viel Nähe von zu vielen Menschen über zu lange Zeit den Menschen nicht gut tut. Was nach Corona-Warn-App klingt, ist eine wichtige Erfahrung zu Weihnachten im Polizeidienst.

Deshalb steigt für Ralf dieser Tage die Spannung – ob verlängerter Teil-Lockdown oder nicht – wird er weniger Einsätze wegen der gewohnten Familienstreitigkeiten erleben und bearbeiten müssen? Werden weniger Menschen zu lange zu nah beieinander hocken?

„Friede auf Erden könnte durch die Abstandsregeln wahrscheinlicher werden“ sagt Ralf zu mir.

Zynisch? Realistisch?

Jost Klausmeier-Saß