Im 16. Jh. gab es bereits vielfältige Bräuche zum Nikolaustag. Nachts wurden braven Kindern Gaben in ihre Schuhe gestellt. Doch die Reformatoren lehnten die Heiligenverehrung ab und dieser Ablehnung fiel auch Nikolaus zum Opfer. In den evangelischen Gebieten wurden fortan die Geschenke für die Kinder vom Christkind gebracht; denn Weihnachten beschenkt Gott selbst die Menschen!
„Der Nikolaus wurde von der Evangelischen Kirche abgeschafft!“, mit diesem Satz könnte ich im Religionsunterricht in der Grundschule nicht wirklich punkten! Die Kinder wären zurecht enttäuscht und könnten mir vorhalten, dass es Nikolaus doch wirklich gegeben habe. Zudem sind die Legenden rund um Bischof Nikolaus vielfältig und lohnend. Sie halten uns als Kirche und jedem Einzelnen den Spiegel hin und fragen uns, wie wir es mit dem Teilen halten, ob wir die Armen im Blick haben. In einer Nikolauserzählung über die Hungersnot stellt Nikolaus die Kinder in die Mitte der Gemeinde: „Das ist unser Schatz! – Und nicht das Silber und Gold der Kirche, für das ich Brot gekauft habe!“ Und dafür muss Nikolaus auch nicht heilig sein – ein Licht in dunkler Zeit, das auch uns heute noch erfasst. Das sollte doch auch uns Evangelischen genügen.
Wie schön, dass die Evangelische Kirche in Deutschland Nikolaus mittlerweile rehabilitiert und ihm wieder größere Bedeutung verliehen hat. Seit dem Jahr 2018 ist der Nikolaustag (wieder) ein offizieller Fest- und Gedenktag im evangelischen Kirchenjahr.
Rainer Lemaire
Quelle und weitere Anregungen: https://www.ekhn.de/glaube/kirchenjahr/nikolaus.html
St. Katharinen Kloster, Sinai (Ägypten) – Bild gemeinfrei