Barbarazweige – Hoffnung im Verborgenen
von Dr. Rainer Stuhlmann

Saft- und kraftlos wie die kahlen Bäume in dieser Jahreszeit; doch nur eine Momentaufnahme. In vier Monaten verwandelt sich der scheinbar tote Baum in einen duftenden Blütentraum. Alles steckt jetzt schon in ihm. Er hat’s „in sich“. So entsteht Hoffnung – gerade für die, die es schwerer im Leben haben als andere.

Heute am 4. Dezember, dem Barbaratag, stecken Menschen kahle Kirschzweige in die Vase, damit sie am Weihnachtsabend ein weißer Blütenstrauß geworden sind.

Jesus sagt: Ihr gehört zu mir – wie die Reben zum Weinstock (Johannes 15,5). Ihr und ich – wir sind aus dem gleichen Holz. Ich habe euren Tod erfahren. Eure Tränen geweint, eure Schmerzen erlitten, eure Ängste durchlebt. Ich war wie ein abgebrochener Zweig. Aber nun habe ich Schmerz und Angst besiegt. Und an diesem Sieg gebe ich euch teil. Ich bin und bleibe mit euch verbunden. Ich lebe und ihr sollt auch leben. (Johannes 14,19)

Was ihr heute seht, ist nur eine Momentaufnahme. Euer Leben wird wieder Blüten treiben, auch wenn es jetzt so kahl und dürr scheint. Das Leben setzt sich durch. Die Kraft des „Noch nicht“. Das Thema des Advent. So wird Hoffnung gestiftet.

Die Heilige Barbara – so erzählt die Legende – hatte in ihrer Todeszelle einen kahlen Kirschzweig in einem Krug Wasser. Sie war dort eingekerkert, weil sie am christlichen Glauben festhielt. Je länger ihre Gefangenschaft währte, desto mehr war das Leben in dem kahlen Zweig zu sehen. Knospen wurden dick, sprangen auf und – paradoxerweise: am Tag ihrer Hinrichtung war der Zweig weiß von duftenden Blüten.

Das Leben ist stärker als der Tod und alle seine Mächte.
Christus, der Sieger über den Tod, gibt euch auch in euren Niederlagen teil an seinem Sieg.