Dä Appel-Jupp – ein ganz besonderer kölscher Heiliger

Warum liegen an der Marienstatue im Chor immer frische Äpfel? Der Kölsche schmunzelt, packt seinen mitgebrachten Apfel aus, legt ihn an die Marienstatue und freut sich diebisch, mal wieder für Verwirrung gesorgt zu haben.

Ein frommer, kleiner Junge aus Köln

Um das Jahr 1150 rum lebte in Köln der kleine Hermann. Ein ganz normaler Junge seiner Zeit, der sich mit seinen Freunden die Zeit vertrieb. Hermann war aber auch sehr, sehr fromm. Und so ging er, immer wenn er Zeit hatte, für ein kurzes Gebet in seine Pfarrkirche St. Maria im Kapitol.

In bester rheinisch-katholischer Art führte er regelmäßig Gespräche mit Maria, der Mutter Gottes. Sie wurde für ihn zu einer Freundin, der er in tiefstem Kölsch von seinen Sorgen, Nöten aber auch von seinen Freuden erzählte. Und er wartete vergeblich darauf, dass ihm die Statue auch einmal antwortete. Bis zum Nikolaustag. An diesem Tag hatte der fromme Hermann vom Nikolaus einen besonders schönen Apfel bekommen. Hermann war schnell klar: Diesen Apfel wird er dem Jesuskind schenken.

Sofort ging er in die Kirche, und dann geschah das ersehnte Wunder: Die Statue der Maria erwachte zum Leben, nahm den Apfel und gab diesem dem Jesuskind. Für Hermann wurde ein Traum wahr. In Zukunft besuchte er noch öfters Maria mit dem Jesuskind, er spielte mit dem kleinen Jesus und brachte ihm noch weitere Geschenke mit. Für moderne, aufgeklärte Menschen eine eher bizarre Vorstellung.

Der Theologe Manfred Becker-Huberti sieht hinter dieser Geschichte einen ganz anderen Sinn. In einem Interview im Domradio erklärt er: „Das sieht für heutige Leute eher komisch aus. … Aber der Sinn, der dahinter steckt, ist ein anderer. Die Maria ist die neue Eva. Und die alte Eva hat die Schuld in die Welt gebracht, indem sie einen Apfel vom Baum der Erkenntnis heruntergenommen hat und rein gebissen hat. Dieser Apfel ist in den Händen der Eva das Symbol für die Erbschuld und in den Händen der Maria für die Befreiung von der Schuld. Der Hermann-Joseph ist derjenige, der sie um diese Erlösung bittet, das heißt, den Apfel an das Jesuskind weiterzugeben.“ Ob der eher volkstümlich geprägte Glaube im 12. Jahrhundert diese Interpretation geteilt hätte, kann aber durchaus bezweifelt werden.

Hermann trat mit zwölf Jahren in das Kloster der Prämonstratenser in Steinfeld in der Eifel ein, studierte in Friesland, kehrte nach Steinfeld zurück und wurde dort zum Priester geweiht. Er war als Seelsorger im Umkreis des Klosters tätig. Hermann war zeitlebens ein großer Marienverehrer und bekam, durch eine „mystische Vermählung mit der Gottesmutter Maria“ den Beinamen Joseph. Bis in das fast schon biblische Alter von 90 Jahren hielt Hermann an der Marienverehrung fest. Er starb am 7. April 1241 oder 1252.

Erinnerung in Köln als Appel-Jupp

Heute erinnern sich Kölner an ihren Hermann Joseph als „Appel-Jupp“, also „Apfel-Joseph“. Und so finden sich regelmäßig besagte Äpfel an der Marienstatue in St. Maria im Kapitol. Zusätzlich wurde ihm ein Brunnen gewidmet. Dieser Brunnen steht am Waidmarkt und zeigt an seiner Spitze die ganz entscheidende Szene für das Leben vom Appel-Jupp: Maria nimmt von ihm dem Apfel entgegen.

Der heilige Hermann Joseph wurde um 1150 in Köln als Sohn armer Eltern geboren. Die Legende erzählt, das Hermann Joseph als Kind das Jesuskind darum gebeten habe, in die Schule gehen zu dürfen. Da er daraufhin einen Schatz fand, der für das Schulgeld mehr als reichte, erwiderte der mystisch veranlagte Knabe die Gabe und schenkte dem Jesuskind einen Apfel. Jesus habe darauf die Hand ausgestreckt und die Frucht entgegengenommen, so die alte Geschichte. Nach diesem Erlebnis beschloss Hermann Joseph, Priester zu werden. Und er wurde ein gefragter Seelsorger und Beichtvater, nachdem der in Steinfeld in den Praemonstratenserorden eingetreten war.

Und so erklärt es sich auch, warum bis auf den heutigen Tag zu Füßen der Madonna im Chor von Maria im Kapitol Äpfel liegen, die für die vielen Bitten und erhörten Gebete an das Jesuskind Zeugnis geben.

(aus: www.koeln-lotse.de/2022/10/15/dae-appel-jupp-ein-ganz-besonderer-koelscher-heiliger)